Elfriede Jelinek: BUKOLIT

36,80

Beschreibung

Hörroman
mit Bildern von
Robert Zeppel-Sperl

bukolit und bukolita, das ist die erotische geschichte vom sprachstrom und den metamorphosen der sprachgestalten. innerhalb eines künstlichen textuniversums beginnen bilder ihre klischees zu entwerfen und aus den wirklichkeiten der zweiten hand verselbständigte poesie zu entfalten. sexuelle und gewalttätige pornographie werden für elfriede jelinek zum anlaß ihrer écriture automatique. surrealismus und pop-kultur fließen in wechselseitigem kommentar ineinander und produzieren durch fulminante feuerwerke der sprache einen handlungs-film im kopf, einem kopf, der geschlechtsspezifische phantasien aufbaut und verbale rituale freisetzt.

zu dieser prosa, die sich herkömmlicher beschreibung und interpretation entzieht, hat zeppel-sperl eigenständige und der sache dienende bilder geschaffen, die den sprachlichen kosmos um die optische dimension bereichern.

Ist der Romanheld bukolit das Traumbild frühreifer Mädchen oder der Inbegriff einer Monster-Sexmaschine? In jedem Fall eine Kunstfigur, die einmal in das Kostüm Tristans schlüpft, dann in das seines Thriller-Kollegen Tom Cilmore. bukolit ist eine literarische Multi-Media-Show aus den Mustern der Werbesprache und Kulturindustrie und Pop-Art der Zeit — von Roy Black über Patrice Lumumba bis zu den Beatles —, versetzt mit Elementen aus antiker Sagenwelt und dem Trivialroman, Trickfilmen, Comics und Horrortrips. Und in der Tradition der Wiener Gruppe ein Text, der seine Vollendung erst findet als hörroman.

»Es handelt sich um einen Sprachstrom über das Paar Bukolit und Bukolita, um Metamorphosen der Ausschweifung und Gewalttätigkeit, um wortdynamische Zynismen, ironische Kommentare, um die Verhöhnung bürgerlicher Zeremonielle und Rituale.«
Alfred Warnes / Wiener Zeitung

»Ein lockerer, flapsiger Collageroman, (…) eine sinnliche, greif- und schmeckbare Sprechsprache, eine erotische Geheimsprache.«
Hans Christian Kosler / Süddeutsche Zeitung

»Die Absurditäten der Jelinek, gezielt produziert aus Trivialliteratur, Alltagsjargon und Medienklischees, sind zwar keineswegs immer verständlich – für den, der sich auf sie einlässt, sind sie aber immer amüsant.«
Sigrid Löffler / Profil

»Was in Elfriede Jelineks hörroman bukolit, diesem Verwirrspiel eines Romans, passiert, ereignet sich fast ausschließlich unter der Gürtellinie.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Elfriede Jelineks Erstlingswerk „Bukolit“ als Taschenbuch

1969, zwei Jahre nach dem sagenumwobenen summer of love, sandte eine junge, bis dato unbekannte Autorin ihr erstes Romanmanuskript an einen der großen bundesdeutschen Verlage. Dort geriet es in die Hände eines männlichen Gutachters, der es mit harschen Worten und einem mehr als nur sexistischen Zungenschlag verwarf. „Originell an ihrem kosmischen Sex“, befand er, sei nur, „dass sie das Wort ‚ficken‘ ganz bedenkenlos hinschreibt“. Im Übrigen lasse „ihre Vorliebe für vegetative Monstrositäten, Kannibalen und Mitesser“ ihren „Weiber-Masochismus“ deutlich hervortreten, den sie mit „der Elsner“ teile und für den er eine aparte Erklärung parat hatte: „Weil sie in der Küche nicht mehr und in der Politik noch nicht herumwühlen können, wühlen sie in den eigenen Eingeweiden und in denen anderer Leute herum.“

Nach dieser gutachterlichen Glanzleistung lehnte der Rowohlt-Verlag das Manuskript ab und schickte es der späteren Nobelpreisträgerin retour. Erst ein Jahrzehnt später sollte es dann doch noch die Bühne der literarischen Welt betreten, allerdings nicht bei Rowohlt ― der Verlag hatte zwischenzeitlich immerhin einige andere Manuskripte der Autorin gnädig angenommen ―, sondern im Wiener Rhombus Verlag.

Größeres Aufsehen konnte der Roman nun allerdings nicht mehr erregen. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Zeit über seine an der Wiener Gruppe orientierten Sprachexperimente hinweggegangen war ― im vorliegenden Werk etwa der Verzicht auf Interpunktion innerhalb von Sätzen, die durchgängige Kleinschreibung, die willkürlich anmutende Getrennt- und Zusammenschreibung zusammengesetzter Wörter und gelegentlich die grammatikalische Zerstörung von Sätzen. So blieb die Resonanz in den Feuilletons denn auch eher gering. In der „Süddeutschen Zeitung“ äußerte sich Hans Christian Kosler verhalten positiv und erklärte es zu einem „Mißverständnis“, wenn Buchhandlungen die Bücher der Autorin in die „langsam muffig werdende Ecke der Frauenliteratur“ stellten, während der FAZ-Rezensent Hansjörg Graf in dem Roman nicht ganz zu Unrecht ein „Pandämonium von Sexualität und Aggression“ entdeckte.

Heute nimmt sich das Buch wie eine etwas verunglückte Fingerübung der Autorin für ihre späteren Meisterinnenwerke aus. Auch manche ihrer großen Themen klingen hier schon an […]«

Rolf Löcher / literaturkritik.de

 

90 Seiten, Leinenband, 2. Auflage
ISBN 978-3-85394-023-4

 

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