Beschreibung
Die Cantos LXXIV und LXXXI aus den Pisaner Gesängen sind ein hervorragender Einstieg in Pounds weitverzweigte lyrisch-epische Welt. Walter Baumann stellt den Originaltexten hier eine neue Übersetzung ins Deutsche zur Seite. Im Nebeneinander der Texte erschließt sich ihre ganze Kraft. Es ist höchste Zeit, diese faszinierende Poesie auch auf Deutsch zu entdecken. Die Lyrik-Zeitschrift Das Gedicht kürte Ezra Pound (1885–1972) bereits 1999 zum wichtigsten Dichter des 20. Jahrhunderts. Die zweisprachige englisch-deutsche Gesamtausgabe seines Lebenswerks, der Cantos, erschien jedoch erst 2012.
Ezra Pound, der Erneuerer und Förderer der Künste, vor allem der Poesie, hat seine eindrücklichste Dichtung als Häftling in einem Straflager bei Pisa verfasst. Nach Wochen in einem Drahtkäfig wurde er in ein Offizierszelt verlegt. Dort entwarf er die Pisan Cantos (LXXIV–LXXXIV) handschriftlich und tippte sie des Abends auf einer Schreibmaschine der Krankenstation. Der sonst so zitierfreudige Pound musste sich in Pisa weitgehend auf sein Gedächtnis verlassen. Außer auf die Bibel und den mitgebrachten Konfuzius-Band konnte er lediglich auf das Pocket Book of Verse (1940) von M. Edmund Speare zurückgreifen. Daraus zitierte er unter anderem Geoffrey Chaucer und Walt Whitman. Neben Gedichtbänden und Essaysammlungen veröffentlichte Pound mehrere Tausend Rezensionen und Aufsätze in verschiedenen Zeitschriften.
Ezra Pound wurde am 30. Oktober 1885 in Hailey, Idaho, geboren. Aufgewachsen in Philadelphia, wo er auch studierte, zog es ihn bald nach Europa. In London (1908–1920) und Paris (1920–1924) avancierte er rasch zum Vorreiter der Moderne in Literatur, Kunst und Musik. Von 1924 bis 1945 hatte er seinen Wohnsitz in Rapallo. Für Rundfunkansprachen, die er während des Zweiten Weltkriegs hielt, wurde er in den USA wegen Landesverrats angeklagt. Nach einem Aufenthalt in einem US-Straflager bei Pisa von Mai bis November 1945 folgten zwölfeinhalb Jahre Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik in den USA. 1958 nach Italien entlassen, verstummte er zunehmend. Er starb am 1. November 1972. Sein Grab befindet sich auf der Friedhofsinsel San Michele in Venedig.
Edition Noack & Block
90 Seiten, Klappenbroschur mit farbigen Abbildungen
ISBN: 978-3-86813-121-5
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.